Schnellkraft/Reaktivkraft

Schnellkraft ist die Fähigkeit der Muskulatur den Körper oder Teile davon auf eine maximale Endgeschwindigkeit zu beschleunigen bzw. Widerstände mit höchstmöglicher Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden. (Zintl, 1990)

Vor allem der zweite Teil der Definition trifft dabei auf die Anforderungen des alpinen Skirennsports zu. Sich im Schwungverlauf gegen die hohen Kurvenkräfte schnell "heraus" und in den neuen Schwung hinein bewegen zu können, ist von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, den Schwungradius zu kontrollieren und Tempo zu machen.

 

Training der Schnellkraft

Wie aus Abb. 3 TL hervorgeht, ist die Schnellkraft direkt abhängig von der Maximalkraft, wobei die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur in erster Linie durch die "neuronale Komponente" bestimmt wird. Das Training der intra- und intermuskulären Koordination stehen hier eindeutig im Vordergrund. Die zweite Anpassung des Schnellkrafttrainings zielt darauf ab, die Bewegungsgeschwindigkeit der eingesetzten Muskulatur zu erhöhen. Eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen sind alle Formen von Sprüngen. Um dem hohen Kraftanteil im alpinen Skirennsport gerecht zu werden, sollten aber auch Übungen mit Zusatzlasten ins Training einbezogen werden. Die Lasten werden im Training so angepasst, dass die Übung mit der maximal möglichen Kontraktionsgeschwindigkeit ausgeführt wird. Dabei muss es nicht zu einer Streckung der Gelenke (v. a. Kniegelenk) kommen, die Bewegung kann vorher abgebremst werden. Entscheidend ist der Bereich der Bewegungsumkehr. Beim Training der Schnellkraft ist darauf zu achten, dass die Übung möglichst im ausgeruhten Zustand durchgeführt wird, um das hohe Aktivierungsniveau abrufen zu können und dass nur solange trainiert wird, bis die Bewegungsgeschwindigkeit nicht mehr gehalten werden kann. Zur Durchführung eines solchen Trainings ist eine gute muskuläre Grundausbildung erforderlich.

Trainingsbeispiel:
Es werden 3-5 Übungen mit je 3-4 Serien durchgeführt. Pro Serie werden je 6-8 maximal schnelle Bewegungen durchgeführt. Das Gewicht wird so gewählt, dass insbesondere die Bewegungsumkehr "explosiv" ausgeführt werden kann.

 

Reaktivkraft

Die Reaktivkraft ist eine spezielle und eigenständige Form der Schnellkraft. Sie bezeichnet die Fähigkeit der Muskulatur innerhalb eines Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus in der Dehnphase Energie in den elastischen Komponenten der Muskulatur zu "speichern" und sie bei der Verkürzung wieder freizugeben, um die Kraftentwicklung in dieser Phase zu erhöhen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Tiefsprung. Im Skirennsport finden wir etwas Ähnliches im unteren Umkehrpunkt der Bewegung innerhalb eines Schwunges wieder, wie im Abschnitt Schnellkraft bereits beschrieben. Das Training der Reaktivkraft im Skirennsport orientiert sich daher auch an den spezifischen Schnellkraftanforderungen und ist als semispezifisches Schnellkrafttraining zu klassifizieren.