Koordinative Anforderungen

Neben den allgemeinen Fähigkeiten der Koordination, können die koordinativen Anforderungen von Bewegungsaufgaben differenziert werden. Hier wird zwischen den Informationsanforderungen und den Druckbedingungen unterschieden (mod. nach Neumaier 1994). Während sich die Informationsanforderungen auf die Anforderungen der Sinnesorgane beziehen, beschreiben die Druckbedingungen all jene Bedingungen, die in einer Bewegungssituation vorherrschen können.

Dies sind die "Standard"-Einstellungen des KAR. Allerdings kann der KAR, je nach Bedarf der Sportart eine Unterteilung weglassen (z. B. statt K1, K2 und K3 nur K), aber auch neue Unterteilungen vornehmen (der Zeitdruck wird aufgeteilt in Z1=Reaktionsschnelligkeit, Z2=Aktionsschnelligkeit).

Die Druckbedingungen können also im Training je nach Bewegungsaufgabe variiert und skispezifisch angepasst werden.

Eine Besonderheit der Informationsanforderungen liegt in der Erweiterung um den Faktor der Gleichgewichtsanforderungen. In konkreten Bewegungsaufgaben, die im Training umgesetzt werden sollen, spielen diese eine elementare Rolle in der Lösung von Bewegungsaufgaben. Durch Veränderung des Untergrunds, Einbeinstand, Rotation, etc. während einer Bewegung wird der Komplexitätsgrad erhöht und die Sinnesorgane stärker gefordert.

Die Kombination aus den koordinativen Anforderungen der Sinnesorgane (optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch, vestibulär) und den Druckbedingungen in einer Bewegungssituation ermöglicht ein spezifisches Anforderungsprofil einer Bewegungsaufgabe. Damit die Koordination um ein Vielfaches verbessert wird und situationsangepasste Lösungen von Bewegungsaufgaben trainiert werden, sollten die Übungen im Koordinationstraining unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden.

Daher lautet die Grundformel für das Koordinationstraining:

Das Koordinationstraining ist ein Training der Informationsaufnahme und -verarbeitung. Die Leistungsfähigkeit der Analysatoren und des zentralen Nervensystems bestimmen dabei die Qualität der Bewegungsregulation.

Ein sportartspezifisches Koordinationstraining beinhaltet Bewegungsaufgaben (angelehnt an die Sportart), die unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden. Eine Drucksituation, der wir im alpinen Skisport immer ausgesetzt sind, ist z. B. die Zeit. Neben dem Hinzufügen einer Druckbedingung lassen sich die Bedingungen auch erschweren, indem man die Informationsaufnahme variiert und diese beispielsweise einschränkt oder zum Teil ausschaltet.

Für das Training der skispezifischen Koordination bieten sich neben der Ausübung der Sportart an sich alle Formen von Gleichgewichtsübungen auf den unterschiedlichsten Unterlagen an. Seile, Stangen, Wackelbretter, Kreisel, Pezzibälle und flexible Matten bieten ideale Möglichkeiten, die für den Skisport entscheidenden Fähigkeiten zu optimieren. Insbesondere dann, wenn gleichzeitig Zusatzaufgaben beispielsweise mit Bällen zu bewältigen sind (Gleichgewichtsanforderung + Komplexitätsdruck). Daneben ist es entscheidend die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit der Sportler zu trainieren. Damit ist die Fähigkeit gemeint, über die Wahrnehmung in den Spannungsrezeptoren der Muskeln und im Übergang vom Muskel zur Sehne das dynamische Gleichgewicht in den verschiedenen Ebenen unter sich ständig ändernden Umgebungsbedingungen immer wieder herzustellen. Übungen mit unterschiedlichen Aufgaben zur Kraft- und Spannungsentwicklung auf wechselnden Untergründen sind hierfür hervorragend geeignet. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Koordinationstraining ist die Schaffung möglichst vieler Verknüpfungen zwischen Sensorik und Motorik. Unterschiedliche Regionen des Gehirns sind für die Aufnahme von sensorischen Informationen und die Steuerung der verschiedenen Extremitäten zuständig. Je vielfältiger, differenzierter und komplexer die Aufgaben im Training bezüglich Wahrnehmung und Ausführung sind, desto vielfältigere neuronale Netze werden gebildet. Die Bewegungserfahrung der Athleten wird dadurch erheblich gesteigert.
 

Koordinationsschulung – aber wie?                                                                         

Bei der Umsetzung des Koordinationstrainings sollten einige Faktoren berücksichtigt werden. Das skispezifische Koordinationstraining muss sein:

  • Vielseitig und umfassend (Geräteturnen, Inlineskating, Leichtathletik, Ballsportarten, etc.)
  • Allgemein und speziell/spezifisch
  • Altersgemäß
  • Nach den allgemeinen motorischen Grundlagen
    - Vom Einfachen zum Schweren
    - Vom Bekannten zum Unbekannten
    - Vom Allgemeinen zum Speziellen
     

Trainertipp

  • Lehre zunächst einfache Bewegungen und schaffe anschließend erschwerte Bedingungen
  • Gehe von konstanten Bedingungen zu variablen Aufgabenstellungen über
  • Lege Wert auf hohe Präzision und integriere höhere Geschwindigkeiten später
  • Vermeide feste Schubladen; mixe Methoden und habe Mut zum Experimentieren