Konzentration

Konzentration & Aufmerksamkeit

Unter Konzentration versteht man die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit. Diese Fokussierung ist im Sport besonders wichtig, um die richtigen Dinge zur richtigen Zeit wahrnehmen zu können (Engbert et al., 2011). Die Fähigkeit, Störfaktoren, wie z. B. Zuschauer, im Wettkampf auszublenden ist wichtig, um in jeder Situation seine Leistung präzise und schnell abrufen zu können. Die Fokussierung sorgt dann auch für weniger Stress (G. Kluth, 2003). So verwundert es nicht, dass Konzentrationsfähigkeit für den Sport als Schlüsselkomponente nachgewiesen wurde (Williams & Krane, 2001). Sportler, die Konzentrationsübungen machen, erleben gar häufiger einen „Flow“ – ein Begriff, der einen optimalen Leistungszustand bezeichnet, in dem alles „wie von selbst läuft“ (von Frankenberg, 2010). Wie kann Konzentration also konkret zur Leistungssteigerung beitragen?

  • Aufmerksamkeitsfokus gezielt steuern & lenken
  • Ablenkung vermeiden --> weniger Stress
  • Fokussierung und Konzentration kann geübt und gesteigert werden

Um den Aufmerksamkeitsfokus gezielt zu steuern, bedarf es der Übung und des Wissens, worauf genau sich konzentriert werden soll – und wann. Doch wie funktioniert unsere Konzentration und worauf sollte sich ein Sportler konzentrieren?

Um das zu verstehen ist es hilfreich, sich Konzentration wie einen Bühnenscheinwerfer vorzustellen. Ist dieser "Scheinwerfer" ganz eng eingestellt, beleuchtet er nur einen kleinen Bereich der Bühne, während alles andere im Dunkeln bleibt. Weitet man die Einstellung des Scheinwerfers, kann man einen größeren Teil der Bühne ausleuchten. Nideffer (1981) hat demnach ein Konzentrationsmodell entworfen.

Neben der Dimension "weit vs. eng" kann ein Sportler seinen Konzentrationsscheinwerfer entweder auf seine Umwelt (nach außen) oder auf sich selbst und seine Gedanken (nach innen) richten. Diese beiden Dimensionen (weit vs. eng und außen vs. innen) können zu vier Ausrichtungen der Konzentration kombiniert werden. Daraus resultieren die Aufmerksamkeits-Stile „innen-eng“, „innen-weit“, „außen-eng“ und „außen-weit“ (vgl. Abb. 5 SP). All diese Einstellungen haben ihre Vor- und Nachteile.

Je nach Aufgabe sind im Sport unterschiedliche Ausrichtungen der Konzentration notwendig. Um sich gezielt zu konzentrieren, ist es daher gerade für junge Sportler wichtig, herauszufinden, welche Einstellung des "Konzentrationsscheinwerfers" für welche Situation am geeignetsten ist. Im Idealfall ist der Sportler durch die Analyse und das richtige Konzentrationstraining durch den Trainer in der Lage, flexibel und situationsgerecht verschiedene Aufmerksamkeitsstile einzusetzen und schnell umzuschalten.

Beispiel: Ein Sportler betritt einen neuen Wettkampf-Austragungsort. Er muss sich die Bedingungen anschauen („weit-außen“). Danach fokussiert er sich auf den bevorstehenden Wettkampf („eng-außen“) und reguliert sein eigenes Empfinden positiv („weit-innen“). Anschließend konzentriert er sich nur noch auf Teilaspekte seiner Bewegung um die Wettkampfsituation im Lauf auszublenden („eng-innen“).

Wichtig: Mit Sportlern zusammen erarbeiten, wann welcher Fokus der Richtige ist.

Der Bereich der Konzentrationsschulung umfasst deshalb unter anderem die Entwicklung von individuellen Routinen zur unmittelbaren Startvorbereitung, um gezielt die notwendige Konzentration aufbauen zu können (vgl. Kapitel "Wettkampf").

Eine bewährte Technik, um das „Wandern“ von Gedanken in unerwünschte Richtungen zu verhindern, ist die „Gedanken-Stopp-Technik“: dazu kann z. B. ein rotes Stoppzeichen visualisiert werden. Danach wird sich wieder auf die Aufgabe bzw. auf einen für die sportliche Leistung relevanten Hinweis konzentriert. Wichtig für den Sportler ist es auf jeden Fall zu wissen, auf was er seine Aufmerksamkeit richten soll. Denn sich innerlich „Stopp“ zu sagen ist ohne Alternative, auf die man sich stattdessen fokussieren kann, sehr schwer.

Die Erfassung, Analyse und Bewertung der Anforderungssituation ist also eine unabdingbare Voraussetzung für die Aufmerksamkeitsregulation – ebenso wie die gezielte Trainingssteuerung anhand dieser.