Gruppe & Mannschaft

Teamgeist & Zusammenhalt

In einer Gruppe von Sportlern sind verschiedene Leistungsmotive, Persönlichkeiten und Leistungsunterschiede vorhanden. Dem Trainer kommt dabei die Aufgabe zu, ein gemeinsames Ziel herauszustellen und für ein positives Klima innerhalb der Gruppe zu sorgen – alle sollten „an einem Strang“ ziehen. Ein solch' erstrebenswerter Gruppenzusammenhalt kann auch als die Fähigkeit einer Gruppe bezeichnet werden, wie gut sie zusammenarbeitet. Der bekannte Fußballspieler Eric Cantona beschreibt dies anekdotisch in seiner Autobiographie: „Harmonie in einer Mannschaft bedeutet, dass alle zusammenspielen und als Einheit denken“ (Cantona & Fynn, 1996). Was aber zeichnet ein gutes Team noch aus?

Kennzeichen eines guten Teams:

  • Gegenseitiges Ergänzen
  • Verantwortungsübernahme
  • Wir-Gefühl
  • Gemeinsame Ziele
  • Klare Verbindung zu Leistung
  • Unterordnung der eigenen Interessen zum Wohle des Teams
  • Teamgeist
  • Hohe Kohäsion
  • Gut funktionierende Kooperation


Im Ski-Alpin-Sport wird allerdings eher koaktiv Sport betrieben: Zumeist erfolgt die Leistungserbringung allein. Ein gutes Team ist aber eine wertvolle Unterstützung für die Wettkampfsituation und kann einen großen Unterschied für die erbrachte Leistung ausmachen.

Das „Drumherum“, also Training, Anreise zu Wettkämpfen, gegenseitige Unterstützung am Start, aber natürlich auch eine gemeinsame Platzierung in Teamwertungen, kann sehr viel zur Stimmung in einer Mannschaft beitragen.

Um Teamgeist zu fördern, sollte das Ziel stets sein eine positive Identifizierung mit dem Team herzustellen. Die Frage dabei ist, wie diese Identifizierung mit einem Team entsteht.

Die Wahrnehmung von individueller Zugehörigkeit zu einer Gruppe hängt davon ab, wie sehr sich derjenige integriert fühlt, sowie von seiner Motivation ein Mitglied dieser Gruppe zu sein (Pakevish, Brawley, Widmeyer & Carron, 1987). Ein wichtiger, diesem Modell zugrundeliegender Gedanke ist, dass es Zusammenhalt aufgrund der Aufgabe, also eines Ziels und aufgrund sozialer Charakteristika gibt.

In weniger erfahrenen Teams ist der soziale Zusammenhalt wichtiger und in erfahreneren Mannschaften der aufgabenbezogene Zusammenhalt größer.

Je professioneller ein Team arbeitet, umso stärker wird zielorientiert gearbeitet, während in der Anfangsphase, z. B. bei der Neubildung einer Gruppe sozialer Zusammenhalt als Basis für den Erfolg gelegt werden sollte.

Dementsprechend sind in der Praxis verstärkt vertrauens- und mannschaftsformende Aufgaben gefragt, ohne aber Zielvorgaben aus den Augen zu verlieren.

Trainertipp: Immer an das gemeinsame Ziel appellieren (z. B.: „Einer von uns schafft es nach Olympia“ oder „Zusammen holen wir so und so viele FIS-Punkte in diesem Rennen“). Ein gemeinsames Ziel ist der wichtigste Antrieb für den Zusammenhalt einer Gruppe. 

Um eine positive Identifizierung mit einer Gruppe zu erreichen kann ein weiteres wichtiges Instrument sein, gemeinsam Ziele und Regeln festzulegen. So kann miteinander konkurrierenden Motiven vorgebeugt werden.

Ein Instrument, um gemeinsam Ziele, Werte und Normen festzuhalten, können sogenannte „Full Value Contracts“ (Feierabend, 1999) sein: Dieser Begriff beschreibt das systematische gemeinsame Festlegen von Zielen und Werten in einer Gruppe, die alle anschließend „unterschreiben“ können (vgl. Praxisübung 3: „Law and Order“). Inhalte könnten z. B. sein:

  • Keine öffentliche Kritik aneinander
  • Bei Zuspätkommen: „Fünf Euro in die Mannschaftskasse“
  • Voller Einsatz für ein gemeinsames Ziel

Wichtig ist, dass der Trainer diese Regeln und Werte vorlebt und so als Vorbild fungiert. Darüber hinaus kommt dem Trainer bei dem Versuch "Teamgeist herzustellen" oft die Rolle des Moderators zu, so z. B. bei Konflikten.

Insbesondere nach einer Teamübung kommt dem Trainer eine Moderatorenrolle zu. Der Trainer sollte nach einer Aufgabe für das Team eine kurze Reflexion mit der Gruppe durchführen (Anleitung: siehe unten).